Ziertheim
St. Veronika
Ziertheim taucht im Jahre 1232 erstmals als großes Gut mit einer Kirche und einer Mühle, mit Feldern und Wäldern in der Geschichte auf. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde die Pfarrei am 30. Juli 1330 dem Kloster Neresheim inkorporiert.
Daneben bestanden noch die weltlichen Güter, die, zur Bayerischen Hofmark vereinigt, seit Beginn des 16. Jahrhunderts zum neu errichteten Herzogtum Pfalz-Neuburg gehörten. Als Herzog Ottheinrich 1543 zum Protestantismus übertrat, mussten ihm die Ortsbewohner folgen. So wurde die Pfarrei trotz Protests des Klosters Neresheim bis zum Jahr 1614 lutherisch, dann erst konvertierte Herzog Wolfgang Wilhelm mit seinen Untertanen wieder zum katholischen Glauben. Das Kloster Neresheim restaurierte das Gotteshaus im Jahre 1695 von Grund auf. Es erhielt einen neuen Dachstuhl und neue Umfassungsmauern. 1789 wurde das Kirchenschiff nach Westen verlängert und die Innenausstattung barockisiert. Eine große Zäsur brachte das Jahr 1803. Im Zuge der Säkularisation ging das Patronat mit allen Rechten und Pflichten an das Fürstliche Haus Thurn und Taxis über, das dieses bis November 2008 heute inne hat. 1876 wurden die Barockaltäre durch neuromanische ersetzt. Die letzte Innenrestaurierung erfolgte 1959/60 unter Berücksichtigung des heutigen Kunstverständnisses.
In den Jahren 2006/07 erfuhren Kirche und Turm eine grundlegende Außenrenovierung durch das fürstliche Haus Thurn und Taxis in Regensburg. Die beschädigte Balkenkonstruktion im Turm, der Außenputz und die Kirchenfenster bedurften der Sanierung. Außerdem wurde die Turmzwiebel neu gedeckt.
Baubeschreibung
Turm
Der Unterbau des Turmes ist frühgotischen Ursprungs und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Er war anfangs ein Verteidigungsturm mit Schießscharten. Über dem massiven Backsteingewölbe sind im Inneren noch vorstehende Steinquader zu sehen, auf die Balken und Bretter bis zu den oberen Schießscharten gelegt werden konnten. Der obere Teil des Turmes, das sogenannte Oktogon, wurde wahrscheinlich 1695 unter Abt Simpert Niggl ausgebaut und auf eine Höhe von insgesamt 40 Metern gebracht. Im Jahr 1800 erhielt der Turm die heutige Zwiebelhaube.Die Turmbedachung bestand über Jahrhunderte hinweg aus Eichenschindeln, Schieferplatten, Eternitschiefer und seit 2006 aus Kupferblech. Im Turm hängen vier Glocken, die der Gottesmutter Maria, der hl. Veronika, dem hl. Leonhard und dem hl. Michael geweiht sind. Die Leonhardsglocke stammt aus dem Jahr 1928, die drei anderen wurden 1953 neu beschafft, da das ursprüngliche Geläute während des 2. Weltkrieges abgeliefert werden musste.
An der äußeren Südwand ist über dem Hauptportal das Wappen des Neresheimer Abts Simpert Niggl angebracht, der 1695 die Kirche von Grund auf erneuert hat. Die Initialen S.A.I.N. bedeuten: „Simpert Abt in Neresheim“. Außerdem erinnern an der Südfassade mehrere Steintafeln an verdiente Seelsorger der Pfarrgemeinde. Der Anbau der heutigen Sakristei erfolgte 1879. Im Unterbau des Turmes befindet sich der Chorraum mit dem Altar. Die Decke im Kirchenschiff besteht aus einem massiven Backsteingewölbe, das auch Kreuzgratgewölbe genannt wird. Der breite Chorbogen zwischen Chor und Langhaus ist heute ebenso wie die Kirchenfenster mit Rundbögen versehen, während früher an deren Stelle sich Spitzbögen befanden, wie unter dem Verputz noch zu erkennen ist.
Innenausstattung
Das Innere der Kirche erfuhr in den Jahren 1959/60 eine maßgebliche Verschönerung nach Plänen von Architekt Hansjakob Lill und Professor Franz Nagel aus München. Den Mittelpunkt bildet neben dem Volksaltar ein in Gold gefasstes Mosaik mit dem Schweißtuch der hl. Veronika, ist doch Ziertheim die einzige Kirche im Bistum Augsburg, die der hl. Veronika geweiht ist. An der Nordwand ist das frühere barocke Altarbild mit der Kirchenpatronin zu sehen, das vom „Klosterbaumeister“ Thomas Schaidhauf aus
Neresheim um 1800 gemalt wurde und das Dorf in seinem damaligen Erscheinungsbild zeigt. Die hl. Veronika wird außerdem als frühbarocke Statue gegenüber dem Eingang verehrt, während eine Madonnenfigur, die am rechten Seitenaltar steht, Teil einer Kreuzigungsgruppe ist und 1960 erworben wurde. Der Tabernakel ist ebenso wie das Bronzekreuz vorn an der Altarwand ein Entwurf von Professor Franz Nagel aus München. An der Südwand und der Empore befinden sich prächtige Barockfiguren der Heiligen Vitus und Sebastian, die um 1780/90 in der Werkstatt von Johann Michael Fischer in Dillingen entstanden sind. Das barocke Kreuz in der Mitte wird ebenfalls dem 18. Jahrhundert zugerechnet. Im Chorbogen sind rechts und links Grabsteine der weltlichen Herrschaft Handl von Laiblachsberg in Ziertheim eingelassen, die 1675 und 1736 verstorben sind. Der Taufstein aus der Mitte des 17. Jahrhunderts besteht aus einer Kalkmuschelschale auf viereckigem Balusterfuß und wurde vom Steinmetzbetrieb Liebermann im benachbarten Wittislingen bearbeitet. Die zweimanualige Orgel aus der Werkstatt der Gebrüder Link in Giengen wurde im Jahr 1905 erworben.
Unmittelbar neben der Kirche steht das zweigeschossige Pfarrhaus, das in seiner heute noch erhaltenen Form im Jahr 1719 erbaut wurde. Davon zeugt über dem Eingang das Wappen des Neresheimer Abtes Amandus Fischer (1711 – 1729), der auch den Neresheimer Klosterbau vollendet hat. Nachdem das Fürstliche Haus von Thurn und Taxis die Patronatsrechte im Jahre 2007 zurückgab, kam auch der im Eigentum des Fürsten stehende Pfarrhof zum Verkauf. Die politische Gemeinde Ziertheim hat das Gebäude 2008 käuflich erworben.
Gottesdienste
Bibelgesprächskreis im Gemeindesaal Ziertheim | |
Pfarrgottesdienst, JM f. Pfr. Karl Wirth, Erna u. Otto Schmid, Albert Bernhard u. Konrad Wiedenmann, Cäcilia Zacher u. Angeh., Gerhard u. Steffen Dickopf u. Großeltern, Rudolf, Paula und Gerda Krammer, Gertrud u. Otto Weinmann, Alois und Peter Kienle |
Kirchenpatronin
Veronika - Gedenktag 4. Februar
war nach der Legende eine Jüngerin des Herrn, die Jesus auf dem Kreuzweg ihr Schweißtuch reichte, auf dem das Leidensantlitz des Erlösers sichtbar blieb. Die Legende, seit dem 4. Jh. bekannt, entwickelte sich besonders im Spätmittelalter, angeregt durch Passionsspiele, zu reicher Blüte. Nach einer französischen Lesart der Legende ist Veronika im Jahr 70 zu Soulac gestorben; ihre Gebeine wurden in die Kirche St.-Seurin zu Bordeaux übertragen.
Patronin der Pfarrhaushälterinnen, Leinwandhändler, Wäscherinnen; gegen Blutfluss.
dargestellt als Matrone, in den Händen das ausgebreitete Tuch, auf dem das Antlitz des Herrn abgebildet ist.